Manchmal reagieren wir in bestimmten Situationen unangemessen. Dahinter stecken oft Erlebnisse aus der Kindheit, die uns geprägt haben.
Gerade mit dem Auftreten von Corona wurde das sehr deutlich. Ganz viele Ängste waren plötzlich da: Wir hatten Angst, irgendwann keine Lebensmittel mehr zu bekommen, wir fühlten uns im Lockdown eingesperrt. Jetzt in der Energiekrise beherrscht uns die Sorge, frieren zu müssen. Die Inflation macht uns Angst. Was können wir uns langfristig noch leisten?
Und manchmal sind wir auch einfach stinkewütend darüber, dass gerade andere über uns bestimmen und wir uns anpassen müssen.
Hinter starken Gefühlen stecken oft kindliche Emotionen. Erlebnisse und Prägungen, die immer noch aktiv sind und die uns das Leben schwer machen.
Ich verrate Ihnen eines: Das, was Sie empfinden angesichts der aktuellen Lage, hat nicht nur mit der Weltpolitik, sondern ganz viel mit Ihnen und mit Ihrer Kindheit zu tun.
Denn in Krisensituationen werden wir unsicher. Wir haben das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren – über uns selbst, über das Leben, über die Zukunft. Und dieses Gefühl von Kontrollverlust erinnert so stark an unsere Situation als Kind (da hatten wir nämlich auch nur sehr wenig Kontrolle), dass kindliche Ängste und kindliche Gefühle in uns getriggert werden und wieder aktiv sind.
Sie können ja selbst mal überlegen, wie es war, als Sie klein waren. Damals waren Sie abhängig von Ihren Eltern und anderen Erwachsenen. Sie konnten nur teilweise mitentscheiden, wo Sie sich aufhalten und was Sie tun. Viele Dinge waren vom Erwachsenen vorgegeben. So gab es zum Beispiel sicher nur wenig Diskussion darüber, ob Sie gern in die Schule gehen oder nicht. Sie mussten einfach. Sie selbst wurden nicht gefragt, ob Sie in die Schule gehen oder lieber zu Hause bleiben möchten.
Vielleicht hatten Sie auch Strafen bekommen, wenn Sie etwas falsch gemacht oder sich in den Augen der Eltern unmöglich benommen haben. Dann gab es vielleicht Hausarrest, Fernseh-Entzug, keine Belohnungen. Vermutlich fanden Sie das unfair, waren traurig oder wütend. Aber einfach fortgehen war auch keine Option, denn Sie waren ja noch zu klein, um sich selbst versorgen zu können. Sie waren abhängig von dem Wohlwollen der Erwachsenen. Und diese Abhängigkeit macht nicht nur wütend, sie macht auch Angst.
Unsere heutige Situation ähnelt in manchen Bereichen unserer Kindheit. Gerade im Corona-Management und gerade mit der aktuellen wirtschaftlichen und politischen Lage. Da gibt es manche Vorschriften, die wir nicht verstehen können. Regeln, mit denen wir nicht einverstanden sind. Entwicklungen, die wir nicht vorhersehen konnten und die wir vor allem nicht beeinflussen können.
Und wie das Kind von damals reagieren wir dann mit Angst. Wut. Trauer.
Wir werden sozusagen in die Vergangenheit zurückgeschleudert und haben keinen Zugriff mehr auf unsere erwachsenen Fähigkeiten, unsere Lebenserfahrung und unseren gesunden Menschenverstand. Wir vergessen dann, dass wir doch mittlerweile erwachsen sind und viel mehr Möglichkeiten haben als damals.
Wenn wir uns in belastenden Situationen befinden, wie zum Beispiel jetzt gerade, fühlen und handeln wir sofort wieder wie das kleine Kind, das wir einmal waren.
Seelenmüll tritt häufig im Berufsleben auf
Doch nicht immer muss es gleich eine Extremsituation wie die Coronakrise oder die Energiekrise sein, die uns in alte Kindheitsbelastungen zurückversetzt.
Dieser Seelenmüll, wie ich ihn gern nenne, kommt auch in ganz normalen Alltagssituationen zum Vorschein kommen. Situationen, bei denen wir eigentlich so gar nicht richtig auf dem Schirm haben, dass diese was mit unserer Kindheit zu tun haben könnten.
Wir merken nur die Auswirkungen und können nicht verstehen, warum wir da wieder so überzogen und blöd reagiert haben.
Gerade im Berufsleben gibt es auch Abhängigkeiten, die sehr an die Kindheit und an das damalige Familiensystem erinnern: Der Chef bestimmt, wo es langgeht so wie damals der Vater oder die Mutter. Es gibt eventuell Konkurrenz unter Kollegen, so wie damals unter den Geschwistern. Wir können gekündigt werden, wenn wir Fehler machen, oder die Kunden bleiben plötzlich aus, wenn wir sie nicht zufriedenstellen. Wir müssen uns also anpassen, sonst gibt’s Ärger.
Je mehr unser Berufsleben uns an kindliche Erlebnisse erinnert, desto mehr werden wir getriggert und reagieren wie das Kind, das wir einmal waren.
Vielleicht klingt das alles zwar mega-interessant, aber so richtig können Sie sich noch nicht vorstellen, was genau ich damit nun meine und wie sich das auswirken soll. Daher habe ich mal ein Beispiel aus meiner Zeit als Psychotherapeutin mitgebracht und den Namen und die Daten leicht abgewandelt.
Innerhalb von Sekunden vom starken Mann zum kleinen Kind
Karl ist ein gestandener Kerl, dem die Menschen mit Respekt begegnen. Groß, kräftig, redegewandt und kompetent, lässt er sich so leicht nichts vormachen. Seinen Beruf beherrscht er in- und auswendig. Sobald er aber ein Gespräch mit seinem Chef hat, wird er zu einem Nervenbündel. Er bekommt kaum einen Ton heraus, kann nicht für sich Position beziehen und ärgert sich jedes Mal im Nachhinein, warum es ihm auch diesmal nicht möglich war, seine Argumente und Ideen vorzubringen.
Was steckt dahinter?
Ungute Kindheitserinnerungen – das was ich sehr gern als Seelenmüll bezeichne: Karl hatte einen cholerischen Vater. Als Kind musste er ständig auf der Hut sein, um keinen Wutausbruch auszulösen. Der Vater wollte immer Recht behalten. Wenn Karl es gewagt hatte, zu widersprechen, konnte es sein, dass der Vater laut wurde oder mit Gegenständen warf. Einmal hatte er sogar Mobiliar zertrümmert.
Dies hat sich eingebrannt. Immer wenn Karl in eine Situation kommt, die ihn an damals erinnert, reagiert er wie das Kind von früher, verschreckt und in Erwartung eines weiteren Wutausbruchs.
Was Karl aber so gar nicht auf dem Schirm hat: die Zeiten haben sich geändert. Denn mittlerweile ist aus dem Jungen ein erwachsener Mann geworden. Karl ist jetzt 35 Jahre alt und sehr kräftig. Mit Leichtigkeit könnte er heute seinem gebrechlicher werdenden Vater gegenübertreten und ihn in die Schranken weisen. Aber er muss erst lernen, dass er kein kleines Kind mehr ist, sondern stark genug, um sich selbst aus der Fußfessel der Vergangenheit zu lösen.
Auf der Suche nach dem ganz persönlichen Seelenmüll
Und wie ist das bei Ihnen?
Gibt es da nicht auch ab und zu eine Situation, in denen Sie sich selbst überhaupt nicht mehr verstehen?
Das ist kein Wunder, denn wir alle schleppen Altlasten aus der Vergangenheit mit uns herum. Oft ist dieser Seelenmüll jedoch so gut in unserem Unterbewusstsein verborgen, dass wir ihn gar nicht wahrnehmen. Wir bemerken nur die Auswirkungen und können uns nicht erklären, warum wir gerade so überzogen reagiert haben.
Um den Seelenmüll entsorgen zu können, müssen wir ihn aber erst einmal aus unserem Unterbewusstsein ausgraben.
Die Affektbrücke – eine emotionale Brücke in die Vergangenheit
In der Psychotherapie gibt es dazu eine gute Methode, die sogenannte Affektbrücke.
Diese Technik wird vor allem in der Schematherapie und der Traumatherapie angewandt. Unter therapeutischer Anleitung ruft sich der Patient eine Situation in Erinnerung, in der er emotional nicht angemessen reagiert hatte. Dann geht er in seinen Erinnerungen immer weiter zurück und versucht herauszufinden, woher diese Reaktion kommt.
Im Rahmen einer Imaginationsübung, bei der der Patient die Augen schließt und schaut, welche Bilder aus dem Unterbewusstsein auftauchen, führt er sich verschiedene Situationen von früher vor Augen, in denen er sich ganz ähnlich gefühlt hat.
Oft stoßen Patient und Therapeut dann auf belastende Erlebnisse aus der Kindheit, die dann in der Therapie bearbeitet werden können.
Ich spreche die Imaginationsübung zur Affektbrücke hier bewusst nicht auf, da weder Sie noch ich wissen, welche Erinnerungen hochkommen. Ich rate deutlich davon ab, diese Büchse der Pandora allein und unvorbereitet öffnen zu wollen.
Tun Sie das nur in Begleitung mit einem erfahrenen Therapeuten oder nach guter Vorbereitung. Wenn Sie Interesse daran haben, mit mir auf der Affektbrücke in die Vergangenheit zu reisen, melden Sie sich zu einem Einzelcoaching bei mir an. In nur wenigen Stunden finden wir oft erstaunlich viel über Ihre Kindheitsprägungen heraus.
Ein kostenloses Kennenlerngespräch können Sie gleich hier vereinbaren.
Was können Sie sonst noch tun?
Nicht jeder möchte gleich mit einem Therapeuten in die Vergangenheit reisen. Und manche scheuen sich auch davor, den alten Seelenmüll wieder auszugraben und fachgerecht zu entsorgen.
Sie können aber auch so schon ganz viel tun, um nicht immer wieder getriggert zu werden und in der Zeitschleife zu landen.
Zunächst einmal ist es wichtig, dass Sie nicht an sich selbst verzweifeln. Wenn Sie in manchen Situationen komisch reagieren und sich selbst nicht erklären können, warum Sie sich so unvernünftig verhalten haben, dann haben Sie nun eine Erklärung dafür. Vermutlich sind Sie mal wieder auf ein Fass Seelenmüll gestoßen.
In vielen Fällen reicht es aus, das zu wissen und sich bewusst zu machen, dass sie nicht mehr das kleine Kind von damals sind. Sie haben mittlerweile viel mehr Fähigkeiten und auch Wissen, um die Situation zu meistern.
Wenn Sie immer wieder erleben, zu was Sie als Erwachsener fähig sind, können Sie die kindlichen Gefühle nach und nach durch diese positiven Erfahrungen ersetzen. Denn Sie müssen nicht Ihr Leben lang Ihre Vergangenheit wie eine Fußfessel mit sich herumschleppen. Sie dürfen Sie auch hinter sich lassen und frei und unbeschwert leben.
Achten Sie außerdem auf Ihre inneren Dialoge. Wie bewerten Sie das, was um Sie herum passiert? Wie sehen Sie sich und Ihre eigenen Handlungen an?
Ich verrate Ihnen nämlich eines: Die Stimme in unserem Kopf, die alles was wir tun, ständig kommentiert, stammt auch aus der Kindheit. Meist ist diese Stimme kritisch und negativ, daher sprechen wir oft vom inneren Kritiker. Wenn Sie genau darauf achten (und darum geht es in meinem Kurs „Stopp den Kritiker in dir“), so verwendet Ihr innerer Kritiker exakt die Worte, die Sie schon von Ihrem Vater, Ihrer Mutter oder einem Lehrer immer wieder gehört haben.
Ihr innerer Kritiker sorgt also dafür, dass Sie sich weiterhin wie ein Kind fühlen und sich wie das Kind von damals immer wieder verunsichern lassen. Achten Sie also darauf, was Sie über sich denken und wie Sie Situationen bewerten. Je besser es Ihnen gelingt, den negativen Selbstdialog zu stoppen, desto seltener rutschen Sie wieder in kindliche Gefühle zurück. Mein 5-teiliger Videokurs „Stopp den Kritiker in dir“ gibt Ihnen dazu die passende Anleitung an die Hand.
Was ich Ihnen zum Abschluss noch mitgeben möchte:
Beweisen Sie sich selbst, dass die Erlebnisse aus Ihrer Vergangenheit vor allem eines sind – vergangen. Nicht mehr gültig. Machen Sie bewusst neue Erfahrungen, trauen Sie sich das, was Sie sich als Kind nicht getraut haben. Und wachsen Sie über das kindliche Ich hinaus.
Und wenn Sie diesen Weg nicht allein gehen möchten, kontaktieren Sie mich, ich helfe Ihnen gern weiter.
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