“Ich weiß eigentlich, was ich will. Ich weiß es schon länger. Aber ich kann mich einfach nicht dazu bringen, loszugehen, weil ich nicht weiß, was auf mich zukommt.” So klagte kürzlich eine Kundin.
Ich fragte nach: “Heißt das, du müsstest erst den kompletten Weg vor dir haben, damit du dich traust?”
Meine Kundin nickte. “Genau. Aber so sehr ich mich auch bemühe und recherchiere, es gelingt mir einfach nicht.
“Ja”, stimmte ich zu. “Es kann dir auch gar nicht gelingen. Stell dir einmal vor, dein Ziel ist wie ein Leuchtturm. Du kannst ihn von weitem sehen. In der Regel aber siehst du niemals den ganzen Weg bis dorthin, es sei denn, du würdest auf einem Berg stehen oder dem Leuchtturm ganz nahe sein. Oft siehst du nur ein kleines Stück.”
“Und wie soll das dann funktionieren?”, fragte mich meine Kundin. “Wie soll ich denn dann den Weg finden, ohne mich zu verlaufen?”
Ich überlege kurz, um das Bild, das sich in meinem Kopf schon entwickelt hat, zu beschreiben. “Stell dir vor, es ist dunkel. Du stehst irgendwo. Von Ferne siehst du den Leuchtturm. Den Weg kannst du nicht im Ganzen sehen. Aber du siehst bis zur nächsten Straßenlaterne. Sie leuchtet die ersten 50 Meter aus. Also gehst du dorthin, denn bis dahin kannst du sehen. Und wenn du an der Straßenlaterne angekommen bist, wirst du feststellen, dass dahinter wieder ein Stück Weg sichtbar wird, bis zur nächsten Straßenlaterne. Auch dieses Wegstück gehst du. Und wieder zeigt sich anschließend ein neues Wegstück. Und so weiter. Bis du am Leuchtturm angekommen bist. Deine Straßenlaternen sind deine Zwischenziele. Du musst also immer nur das nächste Zwischenziel, den nächsten Schritt kennen. Alles weitere ergibt sich dann auf deinem Weg.”
“Und wenn es mehrere Straßenlaternen gibt, also mehrere Optionen, die ich gehen könnte?”
“Dazu hast du den Leuchtturm. Prüfe immer wieder, welche der Optionen dich deinem Leuchtturm-Ziel näher bringt und welches dich von ihm weiter entfernt. Ja, der Alltag kann verwirrend und ablenkend sein. Wenn du aber deinen inneren Leuchtturm nicht aus den Augen lässt und nicht den ganzen Weg wissen musst, sondern dich immer nur auf das nächste Zwischenziel konzentrierst, so wirst du feststellen, dass sich durch das Gehen der Weg ganz von selbst enthüllt.”
“Danke”, lächelte meine Kundin. “So werde ich es machen. Und ich weiß auch schon, was mein erster nötiger Schritt ist. Und danach sehe ich weiter. Und wenn ich wirklich nicht weiß, welches dann der nächste nötige Schritt ist, können wir ja gemeinsam überlegen.”
Ich strahlte und nickte. “Ganz genau so!”
Darf’s noch ein bisschen mehr Mut sein?
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