Im November habe ich ein Puzzle im Keller des Schwiegerelternhauses gefunden. Als ich es mir näher angeschaut habe, sind meine Augen immer größer geworden: 6000 Teile! Ich wusste gar nicht, dass es Puzzles mit so vielen Teilen überhaupt gibt. Das Motiv ist ein klassisches Gemälde von Botticelli: Der Frühling. Wer dieses Gemälde kennt, der weiß, dass ein großer Teil aus dunklem Hintergrund besteht.
Ich war von der schieren Größe und dem Schwierigkeitsgrad beeindruckt. Und angefixt. Ich wollte dieses Puzzle unbedingt schaffen.
Doch schon beim Legen der Randteile bin ich an meine Grenzen gekommen. Lauter schwarze Teile! Viel zu oft habe ich später festgestellt, dass ich die falschen Teile zusammengesetzt hatte. Wie soll das auch gehen, wenn jedes Stück dem anderen gleicht?
Nach mehreren Tagen (der Rand war immer noch nicht fertig) war ich kurz davor, aufzugeben. Ich schaff’ das nicht. Dazu bin ich zu ungeduldig. Aber es ließ mich halt doch nicht los.
Ok, dann kümmere ich mich um den Rand halt später und setze erst einmal die Teile zusammen, die nicht schwarz sind.
Jeden Tag puzzelte ich ein bisschen, konzentrierte mich auf das, was am leichtesten fiel und freute mich über jedes gefundene Teilchen.
Fertig bin ich immer noch nicht, aber schon sehr weit. Mittlerweile sind nur noch die dunklen Teile vom Hintergrund übrig. Jeden Tag finde ich mindestens 10 Teile.
Das Puzzle hat mich ganz schön viel gelehrt, was ich auch auf mein Leben anwenden kann:
- Wenn ich an einer Stelle nicht weiterkomme, so lass ich sie liegen und schaue, wo ich stattdessen weitermachen kann.
- Schwierige Teile, die einfach nicht passen wollen, lege ich erst einmal beiseite. Irgendwann, wenn es weniger Optionen gibt, finden auch diese ihren Platz.
- Wenn ich jeden Tag ein kleines bisschen schaffe, so sehe ich zwar am Ende des Tages überhaupt keinen Unterschied. Aber im Abstand von Monaten kann ich deutlich sehen, wie es wächst.
- Und: Wenn ich erst einmal einen bestimmten Punkt erreicht habe, dann weiß ich plötzlich: Ich bin so weit gekommen, jetzt will ich es auch fertig kriegen, ganz egal, wie schwer es ist.
Mittlerweile bin ich davon überzeugt: Den Rest werde ich auch noch schaffen. Selbst wenn noch ca. 2000 fast gleich aussehende Puzzleteile vor mir liegen. Einfach, indem ich dran bleibe und jeden Tag ein bisschen was tue und selbst die kleinsten Fortschritte feiere. So wie im Leben auch.
Darf’s noch ein bisschen mehr Mut sein?
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