Heute Abend lag ich auf dem Sofa und wusste nicht so genau, was ich jetzt tun wollte – oder vielleicht eher tun sollte? So richtig Lust hatte ich auf nichts. Und da es mein Plan gewesen war, nichts zu machen, war das eigentlich ziemlich passend.
Kurz und gut: Mir war langweilig.
Die meisten Menschen denken, dass Langeweile so gut es geht vermieden werden sollte und sie finden alle möglichen Ablenkungsmanöver. Warum eigentlich?
Die wichtigsten Entdeckungen wurden gemacht, weil sich gerade jemand langweilte. Newton hatte einen fallenden Apfel beobachtet und weil er gerade nichts anders zu tun hatte, die Gesetze der Schwerkraft entdeckt. Und piesackt damit heute noch die Schüler.
Ok, meine Entdeckungen waren vielleicht nicht besonders weltbewegend. Immerhin habe ich herausgefunden, dass heute der Tag des arbeitslosen Duftbaums ist (ein äußerst wichtiger Tag, wie ich finde). Und ich habe mir Gedanken über das Leben, über mich und über die Wahrnehmung der Zeit gemacht. Und darüber, wem ich heute meine Mutmach-Geschichte widmen soll. – Um ein Haar hätte ich sie dem bedauernswerten Duftbaum ohne Job gewidmet.
Stattdessen möchte ich sie allen Menschen widmen, die das Gefühl haben, jederzeit und überall höchst produktiv sein zu müssen. Den Menschen, die denken, dass sie zu Gefängnisstrafe verurteilt werden, wenn sie die Zeit totschlagen.
Beschenkt euch selbst mit Zeit. Zeit, die ihr mal nicht gleich nutzt, bis nichts davon übrig ist. Sondern die ihr einfach hemmungslos verschwenden könnt.
Immer wenn ich es einmal schaffe, meinen inneren Antreiber beiseite zu wischen und einfach mal gar nichts zu tun und mich gepflegt zu langweilen, bemerke ich folgendes: Die Zeit dehnt sich, läuft nicht mehr davon, die Uhren ticken langsamer. Und plötzlich merke ich auch, wie meine Seele wieder Atem holt. Ich kann sie vor allem wieder spüren. Ja und so manches mal kommt dann sogar eine produktive Idee in meinem Kopf.
Daher: Lang lebe die Langeweile!