„Frau Muthig, lassen Sie uns gleich morgen einen neuen Termin ausmachen“.

„Warum?“, frage ich meinen Klienten.

„Damit ich ganz schnell vorankomme natürlich!“

Ich lächle in mich hinein. Ja, diesen Wunsch habe ich ganz oft schon gehört. Viele meiner Patienten hatten ihn geäußert.

„Wissen Sie“, sage ich, „wenn Sie eine Verhaltensänderung herbeiführen wollen, wenn Sie also etwas erreichen möchten, das für Sie noch ganz neu und unbekannt ist, dann verlassen Sie vertrautes Terrain.
Sie müssen also nicht nur gegen die alten Gewohnheiten ständig ankämpfen, sondern auch absolutes Neuland betreten. So eine Situation wird den inneren Kritiker zum Vorschein bringen, der Ihnen die ganze Zeit erzählen wird, dass sich die Mühe sowieso nicht lohnt…“

„Genau“ unterbricht mich mein Gegenüber. „Und daher will ich diese unangenehme Situation ganz schnell hinter mich bringen.“

„So funktioniert das nicht“ entgegne ich. Etwas Neues zu beginnen ist wie laufen auf Glatteis. Sie müssen sich ganz langsam, Schritt für Schritt vorantasten. Und mit jedem Schritt erst einmal das Vertrauen gewinnen, dass dieses Neuland, das Sie betreten, Sie trägt.
Wenn Sie zu schnell sind, dann rutschen Sie aus und fallen auf die Nase. Und dann wird Ihnen Ihr Kritiker zusammen mit dem Saboteur erzählen, dass es doch viel besser ist, einfach in der Komfortzone zu bleiben und sich mit dem zu begnügen, was Sie schon haben.“

„Ok, das sehe ich ein“ sagt mein Gegenüber nachdenklich. Aber ich will trotzdem möglichst schnell vorankommen.

„Dann gehen Sie am besten ganz langsam, denn das ist tatsächlich der schnellste Weg zum Ziel. Weil Sie dadurch Enttäuschungen und Rückfälle vermeiden. Und auch wenn Sie so schnell wie möglich vorankommen wollen: Lassen Sie sich Zeit. Sie haben noch fast ein komplettes neues Jahr vor sich und in diesem Jahr kann ganz viel passieren, ok?“

„Na gut,“ seufzt er ergeben, um mich gleich darauf hoffnungsvoll anzusehen. „Sie haben aber nicht zufällig übermorgen noch einen Termin frei?“

 

Dieser Dialog hat nicht so stattgefunden, aber in ähnlicher Form habe ich ihn immer und immer wieder geführt. Und heute schreibe ich ihn auf, um Ihnen Mut zu machen und Sie vor Enttäuschungen zu bewahren: Veränderungen geschehen nicht über Nacht. Aber sie geschehen. Vor allem dann, wenn Sie gerade damit beginnen, etwas anders zu machen, lassen Sie sich Zeit. Tasten Sie sich Schritt für Schritt voran.

Überstürzen Sie nichts, aber gehen ganz langsam vorwärts. Jeden Tag ein weiteres kleines Schrittchen. Und mit jedem Schritt wird der Boden unter Ihren Füßen fester, bis Sie irgendwann die rutschige Anfangsphase überwunden haben.

Und dabei wünsche ich Ihnen ganz viel Erfolg

Darf’s noch ein bisschen mehr Mut sein?

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